Historische Putze bzw. Beschichtungstechniken gewinnen in unserer Zeit zunehmend an Bedeutung. Durch die einfache Zusammensetzung z.B. des Kalkputzes aus Kalk, Sand und Wasser, brauchen sie in der Herstellung weniger Energie und sind aus ökologischer Sicht den meisten modernen Putzen überlegen. Auch gestalterisch sind die historischen Putze für Altbauten interessanter, denn sie stehen im Einklang mit der historischen Bausubstanz. Bauphysikalisch gesehen bieten die historischen Putze Vorteile, z.B. erzeugen sie im Innenbereich ein sehr angenehmes Wohnklima.
In der Zeit des Wiederaufbaus nach dem zweiten Weltkrieg brachte die Industrie Fertigputze auf den Markt. Die industrielle Putzherstellung führte dazu, dass die Handwerker nur noch zu Verarbeitern dieser Fertigprodukte wurden, und die traditionellen Handwerkstechniken fast vollständig in Vergessenheit gerieten. Erst seit Ende des 20. Jahrhunderts finden die historischen Putze wieder breitere Anwendung. Durch ihre Lebendigkeit wurden die historischen Putze immer attraktiver und interessanter für Bauherren.
In der Vergangenheit wurden viele Fachwerkhäuser saniert und freigelegt. Teilweise erwiesen sich diese Freilegungsmaßnahmen jedoch als falsch, weil einige dieser freigelegten Fachwerkhäuser ursprünglich gar nicht als Sichtfachwerk, sondern als rein konstruktives Fachwerk konzipiert waren. Der Putz über dem Fachwerk diente mehrere hundert Jahre als Schutzschicht vor Witterungseinflüssen. Nach der Freilegung versuchte man die Gefache so zu konstruieren, dass keine Feuchtigkeit einwandern kann. Das erweist sich aber als unmöglich, denn das Fachwerk ist eine Symbiose zweier unterschiedlicher Baustoffe, Holz als Gerüst und Stein oder Lehmstaken als Füllung für die Gefache. Das Holz quillt und schwindet unter Witterungseinfluss, die Gefache sind aber starr und unbeweglich. Dies führt zu Rissbildungen zwischen dem Gerüst und den Gefachen. Man versuchte, die Gefache abzudichten, indem man dichte Anstriche und Acrylfugen im Rissbereich verwendete. Dieses Vorgehen führte zwangsläufig zur Zerstörung der Fachwerkhäuser.
Stattdessen müssen die Gefache so umkonstruiert werden, dass Feuchtigkeit, wenn sie in das Gefach eingedrungen ist, auch wieder die Möglichkeit hat, hinauszukommen. Die Gefache müssen dazu möglichst bündig mit dem Holz abschließen; eine Hanfschnur zwischen Holz und Gefach verhindert weiteren Feuchteeintrag. Als Putz eignet sich am besten Kalkputz, denn er besitzt eine geringe Ausgleichfeuchte, trocknet sehr schnell ab, und fördert somit auch die schnelle Austrocknung des Holzes.
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